Seit ich an beiden Füssen lädiert bin, kann ich nicht mehr meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: durch die Welt spazieren. Glückliche Umstände, vielmehr: Ein klimatisches Phänomen erleichtert mir das Immobilsein und Zuhausebleiben. Die Wetterlage trägt einen Namen, einen schönen sogar. Bise heisst sie. Tritt sie auf, gewöhnlich mit Trara und viel Wind, vergällt sie einem das Verweilen im Freien und, sobald die Sonne weg ist, selbst das Cervelatbräteln im Garten von P. Denn irgendwann verbeisst sich die Bise derart in ihre Rolle, dass sie unaushaltbar bissig wird – und man nur noch das Weite suchen und sich in die warmen vier Wände zurückziehen will.
P. hat mich darauf gebracht, nach dem kühlen Nordwind zu googeln. Er meinte nämlich, neulich gehört zu haben, dieser sei ein rein helvetisches Phänomen. Et voilà! Recht hat er. Aus Wikipedia: «Die Bise oder der Biswind ist ein im Südwesten des deutschen Sprachraums (Südbaden, Schweiz, Vorarlberg) bekanntes Wort für einen aus Norden, Nordosten oder Osten wehenden, schneidend kalten, trockenen und aufhellenden Wind. Die Fachsprache der Meteorologie dagegen beschränkt das Wort auf ein regionales Schweizer Windsystem, das nur im Schweizer Mittelland auftritt (…).» Ich orakle nun mal, dass ich genau dann wieder gut zu Fuss bin, wenn Madame la Bise von der Bühne abtritt und in der Garderobe ein Schläfchen macht, um für ihren nächsten grossen Auftritt gewappnet zu sein. Stabübergabe sozusagen. Wie ich mich freue!